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EINE FAHRT MIT …





                                 Aussagen über den Zustand und die Entwick-  Beispiel sieht äußerlich unscheinbar und karg
                                 lung der Biodiversität in einer Region machen   aus, aber hier gibt es Arten, die es andern-
                                 zu können. Dafür braucht man Datenreihen   orts in Baden-Württemberg nicht mehr gibt.
                                 über viele Jahre hinweg – ein sehr aufwendi-  Die Gestreifte Scheintarantel etwa, ein Riesen-
                                                    ger Prozess!          viech für unsere Verhältnisse. Sie steht auf der
           „WENN WIR NOCH MEHR                                            Roten Liste und galt bei uns als verschollen,
          ARTEN VERLIEREN, WIRD                     Was lässt sich denn   bis wir sie hier wiederentdeckt haben.
                                                    für  den  Artenschutz
                 DAS AUSWIRKUNGEN                   tun?  Mehr  Blumen-   Der Platz steht heute unter Naturschutz …
                      AUF UNS HABEN.“               wiesen aussäen?       Ja, aber wir betrachten nicht nur Schutzge-
                                                    Das mag für die Honig-  biete, sondern auch Nutzflächen – denn auf
                                                    biene richtig sein, aber   vielen kleineren Grünflächen in der Stadt oder
                   DR. HUBERT HÖFER, BIOLOGE UND SPINNENEXPERTE
                                                    nicht   zwangsläufig  z. B. an Bahndämmen finden sich wertvolle
                                 auch für andere Insekten oder Spinnen. Das   Vegetation und Tierarten. Wir haben am Bio-
                                 Areal vom Alten Flugplatz in Karlsruhe zum   diversitätskonzept der Stadt mitgearbeitet –
                                                                          wichtig ist zum Beispiel, bei größeren Bau-
                                                                          maßnahmen immer auch den Artenschutz
                                                                          miteinzubeziehen. Denn wenn wir noch mehr
                                                                          Arten  verlieren,  wird  das  Auswirkungen  auf
                                                                          uns Menschen haben.

                                                                          Bei Honigbienen wissen es alle, aber wofür
                                                                          brauchen wir eigentlich Spinnen?
                                                                          Es gibt weltweit um die 50 000 Spinnenarten
                                                                          mit Milliarden Exemplaren – die eine immen-
                                                                          se Menge an Insekten fressen. Sie leisten ei-
                                                                          nen enormen Beitrag zur Schädlingsbekämp-
                                                                          fung und tragen zum Erhalt des ökologischen
                                                                          Gleichgewichts bei. Keiner kann sagen, wohin
                                                                          sich das System verändern würde, wie etwa der
                                                                          Insektenbestand und in der Folge damit auch
                                                                          die Bodenfruchtbarkeit aussehen würde, wenn
                                                                          die Zahl der Spinnen deutlich reduziert wäre.


                                                                          Wie weit gehen Sie persönlich: Schmeißen
                                                                          Sie auch mal Spinnen raus aus Ihrem Haus?
                                                                          Klar, beim Frühjahrsputz fegen auch wir die
                                                                          Spinnennetze einfach weg, aber ich freue
                                                                          mich, wenn ich mal eine seltenere Art im
                                                                          Haus habe. Aber, wer’s nicht mag: einfach ein
                                                                          Glas drüber und vorsichtig nach draußen tra-
                                                                          gen – das ist in Ordnung!


                                                                          Und was, wenn sie gefährlich aussieht?
                                                                          Nun, es gibt zwar aus dem Mittelmeerraum
                                                                          inzwischen auffällige Arten bei uns, etwa die
                                                                          Nosferatu-Spinne. Ja, die kann auch beißen,
                                                                          aber das macht sie nur ganz selten und das
                                                                          hat meist keine gravierenden Folgen. Es gibt
                                                                          weltweit nur sehr wenige Spinnen, die dem
         NATUR GANZ NAH: Bei seiner Arbeit im Museum hat Dr. Hubert Höfer auch mit
         größerem Getier zu tun. Mit der Bahn geht’s von hier aus raus in die Natur.  Menschen gefährlich werden können.

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