Page 6 - BEWEGT_2_22_E-Book
P. 6
EINE FAHRT MIT …
Aussagen über den Zustand und die Entwick- Beispiel sieht äußerlich unscheinbar und karg
lung der Biodiversität in einer Region machen aus, aber hier gibt es Arten, die es andern-
zu können. Dafür braucht man Datenreihen orts in Baden-Württemberg nicht mehr gibt.
über viele Jahre hinweg – ein sehr aufwendi- Die Gestreifte Scheintarantel etwa, ein Riesen-
ger Prozess! viech für unsere Verhältnisse. Sie steht auf der
„WENN WIR NOCH MEHR Roten Liste und galt bei uns als verschollen,
ARTEN VERLIEREN, WIRD Was lässt sich denn bis wir sie hier wiederentdeckt haben.
für den Artenschutz
DAS AUSWIRKUNGEN tun? Mehr Blumen- Der Platz steht heute unter Naturschutz …
AUF UNS HABEN.“ wiesen aussäen? Ja, aber wir betrachten nicht nur Schutzge-
Das mag für die Honig- biete, sondern auch Nutzflächen – denn auf
biene richtig sein, aber vielen kleineren Grünflächen in der Stadt oder
DR. HUBERT HÖFER, BIOLOGE UND SPINNENEXPERTE
nicht zwangsläufig z. B. an Bahndämmen finden sich wertvolle
auch für andere Insekten oder Spinnen. Das Vegetation und Tierarten. Wir haben am Bio-
Areal vom Alten Flugplatz in Karlsruhe zum diversitätskonzept der Stadt mitgearbeitet –
wichtig ist zum Beispiel, bei größeren Bau-
maßnahmen immer auch den Artenschutz
miteinzubeziehen. Denn wenn wir noch mehr
Arten verlieren, wird das Auswirkungen auf
uns Menschen haben.
Bei Honigbienen wissen es alle, aber wofür
brauchen wir eigentlich Spinnen?
Es gibt weltweit um die 50 000 Spinnenarten
mit Milliarden Exemplaren – die eine immen-
se Menge an Insekten fressen. Sie leisten ei-
nen enormen Beitrag zur Schädlingsbekämp-
fung und tragen zum Erhalt des ökologischen
Gleichgewichts bei. Keiner kann sagen, wohin
sich das System verändern würde, wie etwa der
Insektenbestand und in der Folge damit auch
die Bodenfruchtbarkeit aussehen würde, wenn
die Zahl der Spinnen deutlich reduziert wäre.
Wie weit gehen Sie persönlich: Schmeißen
Sie auch mal Spinnen raus aus Ihrem Haus?
Klar, beim Frühjahrsputz fegen auch wir die
Spinnennetze einfach weg, aber ich freue
mich, wenn ich mal eine seltenere Art im
Haus habe. Aber, wer’s nicht mag: einfach ein
Glas drüber und vorsichtig nach draußen tra-
gen – das ist in Ordnung!
Und was, wenn sie gefährlich aussieht?
Nun, es gibt zwar aus dem Mittelmeerraum
inzwischen auffällige Arten bei uns, etwa die
Nosferatu-Spinne. Ja, die kann auch beißen,
aber das macht sie nur ganz selten und das
hat meist keine gravierenden Folgen. Es gibt
weltweit nur sehr wenige Spinnen, die dem
NATUR GANZ NAH: Bei seiner Arbeit im Museum hat Dr. Hubert Höfer auch mit
größerem Getier zu tun. Mit der Bahn geht’s von hier aus raus in die Natur. Menschen gefährlich werden können.
6