Deutschlands älteste Standseilbahn
Seit 1888 beförderte die Turmbergbahn in Durlach Fahrgäste auf den 256 Meter hohen Karlsruher Hausberg. Dabei überwand Deutschlands älteste Standseilbahn auf einer Streckenlänge von 315 Metern eine Höhendifferenz von 100 Metern bei einer maximalen Steigung von 36,2 Prozent. Der Turmberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen in der Region. Direkt neben der Bergstation befindet sich eine Aussichtsterrasse, die den Besucher*innen einen fantastischen Blick auf die ehemalige Markgrafenresidenz Durlach, Karlsruhe und die Rheinebene bietet. Auf dem nordwestlichsten Gipfel des Schwarzwaldes und im angrenzenden Naherholungsgebiet gibt es zudem auch verschiedene Gastronomie-Angebote, eine Sportschule und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten.
Modernisierung der Turmbergbahn
In den kommenden Jahren soll die Turmbergbahn umfassend modernisiert, barrierefrei ausgebaut und bis zur Bundesstraße B3 verlängert werden. Zudem ist vorgesehen, die Standseilbahn dann auch in den Tarif des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) zu integrieren. So können Fahrgäste die Bahn mit ihrem regulären ÖPNV-Ticket nutzen. Der dann vorgesehene automatische Fahrbetrieb erlaubt eine Ausweitung der Betriebszeiten bei gleichzeitig niedrigeren Betriebskosten.
In einem umfassenden politischen Prozess hatten sich der Gemeinderat, der Ortschaftsrat Durlach und der VBK-Aufsichtsrat seit 2017 mit der geplanten Verlängerung und Modernisierung der Turmbergbahn beschäftigt und damit auch mit der Frage, wie die Turmbergbahn als historisches Erbe dieser Stadt bewahrt und gleichzeitig an die Anforderungen der Zukunft angepasst werden kann – Überlegungen zu einer Verlängerung der Bahn bis zur Bundesstraße B3 gab es bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts.
Breite politische Zustimmung durch den Ortschaftsrat Durlach und den Karlsruher Gemeinderat
Im Zuge des Planungs- und Entscheidungsprozess wurden sehr viele Varianten und Untervarianten zur weiteren Anbindung des Turmbergs untersucht. Um Details und Vorschläge aus der Bürgerschaft und den politischen Entscheidungsträgern aufzugreifen, führten die Verkehrsbetriebe im Sommer 2021 mit Vertreter*innen der Bürgerschaft drei Workshops durch, in denen die Gestaltung der Bahninfrastruktur, des Fahrgastinnenraums sowie das Fahrzeug-Design erarbeitet wurden. Bereits im Oktober 2022 hatten sowohl der Ortschaftsrat Durlach als auch der Karlsruher Gemeinderat in Grundsatzbeschlüssen dem Vorhaben zugestimmt. Ende November 2024 hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe im Zuge des Planfeststellungsverfahrens die aktuellen Planungen zur Modernsierung und Verlängerung der Bahn bewilligt. Am 21. Januar 2025 gab dann auch der Karlsruher Gemeinderat mit großer Mehrheit grünes Licht für das Projekt. Anfang Dezember 2025 erhielten die VBK vom Regierungspräsidium Karlsruhe den Förderbescheid für das Vorhaben, das vom Land Baden-Württemberg mit 17,49 Millionen unterstützt wird. Die Summe wird mit dem LGVFG Förderprogramm für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) finanziert. Mit weiteren 1,755 Millionen Euro unterstützt das Landes-Verkehrsministerium die Anschaffung von zwei neuen Fahrzeugen für Deutschlands älteste Standseilbahn. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 32 Millionen Euro. Eine Förderung über mindestens 50 Prozent der Baukosten war gemäß Gemeinderatsbeschluss die Voraussetzung, dass die VBK das Projekt umsetzten können.
Eine von der PTV Planung Transport Verkehr GmbH durchgeführte „standardisierte Bewertung“ für den Neubau der Turmbergbahn führte im Ergebnis zu einen positiven Nutzen-Kosten-Index von 1,30.
Standardisierte Bewertung der PTV GmbH für den Neubau der Turmbergbahn
Die „standardisierte Bewertung“ wurde vom Landes-Verkehrsministerium sowie der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) geprüft und die Förderwürdigkeit des Projekts festgestellt.
Umbaumaßnahmen sollen 2026 beginnen
Im Frühjahr 2026 soll nun mit dem Rückbau der bestehenden Bahninfrastruktur und Stationsgebäude begonnen werden. Die Arbeiten zum Bau der neuen Bahnstrecke und der neuen Berg- und Talstation könnten dann Mitte 2026 beginnen. Für diese Neubauarbeiten sind rund 15 bis 18 Monaten veranschlagt. Im Zuge der Neugestaltung entsteht zudem eine Bahnüberführung über einen Geh- und Radweg zur Querung der Kreuzung Bergbahnstraße/Turmbergstraße/Posseltstraße/Kastellstraße.
Die neue Anlage inklusive der beiden Fahrzeuge wird vom Unternehmen Garaventa gebaut. Der Schweizer Seilbahn-Spezialist gehört zur Doppelmayr-Gruppe und hatte den Zuschlag für das Vorhaben bei einem europaweiten Ausschreibungsverfahren mit vorgeschalteter Präqualifikation erhalten.
Die letzten Fahrten mit den historischen Wagen, die seit den 1966 Jahren im Einsatz waren, fanden am 29. Dezember 2024 statt. Die Betriebserlaubnis für Deutschlands älteste Standseilbahn war zum 31. Dezember 2024 erloschen und der Fahrbetrieb wurde anschließend eingestellt. Zur Abschiedstour der Bahn hatten die Verkehrsbetretriebe Karlsruhe alle Bürger*innen zu kostenlosen Fahrten in der Weihnachts- und Adventszeit eingeladen, um dem “Bähnle” einen würdigen Abschied zu bereiten.
Visualisierung der neuen Turmbergbahn
© Garaventa / Forum 4
© Garaventa / Forum 4
© CWA Constructions SA/Corp.