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Drei Männer in Anzügen stehen vor dem Karlsruher Schloss
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AVG-Triebfahrzeugführer Jochen Dietz als „Eisenbahner mit Herz“ ausgezeichnet

Schnelle Hilfe in einer außergewöhnlichen Situation: Für seine Kundenfreundlichkeit hat die Allianz pro Schiene AVG-Triebfahrzeugführer Jochen Dietz als „Eisenbahner mit Herz“ ausgezeichnet. Foto: © Allianz pro Schiene/Mike Abmaier Photography

Jochen Dietz heißt der diesjährige Gewinner des bundesweiten Wettbewerbs „Eisenbahner mit Herz“. Der Triebfahrzeugführer der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) wurde heute Abend in Berlin von der Allianz pro Schiene mit dem renommierten Preis ausgezeichnet, der jedes Jahr für besonders kundenfreundliche Beschäftige der Schienenbranche vergeben wird. „Für mich ist es eine große Ehre, diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen. Der Titel ‚Eisenbahner mit Herz‘ ist etwas ganz besonderes, vor allem weil man von den Fahrgästen für diesen Preis vorgeschlagen wird“, erklärt Dietz, der seit rund zweieinhalb Jahren für die AVG als Triebfahrzeugführer im Einsatz ist.

Bei der Preisverleihung in Berlin würdigte die Jury den Einsatz des 41-jährigen für seine Fahrgäste während einer Stellwerksstörung im Herbst vergangenen Jahres. „Wir erleben immer wieder, dass auf der Schiene nicht alles rund läuft. Umso wichtiger und wohltuender sind Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die sich trotz aller Widrigkeiten mit so viel Herz, Mut und Engagement für die Fahrgäste ins Zeug legen wie die von uns prämierten Alltagshelden“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, bei der Gala in der Hauptstadt.

Pragmatische und schnelle Lösung für ein dringendes Bedürfnis

Aufgrund einer Stellwerkstörung bei Wörth musste die von Jochen Dietz gesteuerte Stadtbahn der Linie S5 an jenem 4. Oktober 2022 für rund zweieinhalb Stunden auf freier Strecke stehen bleiben. Während dieses unplanmäßigen Halts kümmerte sich Dietz nicht nur vorbildlich um alle Fahrgäste in der Bahn, sondern half auch einem älteren Herrn, der gesundheitlich angeschlagen war und ein sehr menschliches Bedürfnis hatte.

„Unsere Stadtbahnen der Linie S5 verfügen über keine Toiletten. Was macht man da, wenn man auf der freien Strecke vorm nächsten Bahnhof feststeckt? Ich hatte dann die Idee, den Fahrdienst in Wörth anzurufen. In den alten Bahnhöfen gibt es noch Weichenwärter – und die müssen ja auch zur Toilette. Also habe ich nachgefragt, ob ich mit dem Fahrgast zum Wärterhäuschen kommen und er dort die Toilette benutzen darf“, erinnert sich Dietz an die Situation. Anschließend begleitete der Triebfahrzeugführer mit Warnweste seinen Fahrgast auf dem durchaus beschwerlichen Weg entlang der Gleise bis zum 200 Meter entfernten Wärterhäuschen, damit sich der Reisende dort erleichtern kann. Danach ging es gemeinsam wieder zurück zur Stadtbahn. Dort versorgte Dietz den erschöpften und durstigen Herrn und schenkt ihm seine Trinkflasche.

„So ein Engagement eines Fahrers habe ich noch nie erlebt“, schilderte der Mitreisende Alexander Kaiser die Situation, als er Jochen Dietz mit dieser Geschichte anschließend für den Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ nominierte. „Ich war selbst begeistert darüber, dass ein Fahrer sich so bemüht, die Situation verständnisvoll und menschlich zu handhaben und dem Fahrgast sogar sein Trinken anbot, da er nicht wisse, wie lange so eine Störung geht“, so Kaiser in seinem Schreiben an die Allianz pro Schiene.

"Solch vorbildliches Handeln ist im reglementierten Eisenbahnbetrieb oft nur begrenzt möglich"

Auch bei der AVG ist man stolz, dass die Wahl der „Eisenbahner mit Herz“-Jury unter den vielen Einsendungen aus ganz Deutschland auf einen Mitarbeiter des eigenen Verkehrsunternehmens gefallen ist. „In einer schwierigen Situation hat Jochen Dietz Außergewöhnliches geleistet, Verantwortung übernommen und vor allem eines bewiesen: Herz! Solch vorbildliches Handeln ist im reglementierten Eisenbahnbetrieb oft nur begrenzt möglich. Bei der Suche nach einer schnellen und pragmatischen Lösung hat er nicht ins Handbuch geschaut, sondern stattdessen couragiert gehandelt und ist trotz der besonderen Umstände immer cool geblieben“, gratulierte Christian Höglmeier im Namen der gesamten AVG-Geschäftsführung dem diesjährigen Gewinner des Wettbewerbs „Eisenbahn mit Herz“.

Dietz selbst sieht die Auszeichnung auch stellvertretend für die Arbeit seiner Kolleg*innen bei der AVG und den vielen anderen Verkehrsunternehmen im Land. „Auch diese machen jeden Tag mit viel Leidenschaft einen tollen Job – und versuchen, auch in stressigen Situationen immer Mensch zu bleiben. Ich hatte nun einfach das Glück, dass ein Fahrgast mich für den ‚Eisenbahner mit Herz‘ nominiert hat und ich an diesen Wettbewerb teilnehmen durfte“, gab sich Dietz nach der Preisverleihung bescheiden.

Erfolgreicher Karrierestart bei der AVG als Quereinsteiger

Der Triebfahrzeugführer kam vor zweieinhalb Jahren als Quereinsteiger zur AVG – zuvor war er 22 Jahre als Schreiner tätig – und hat seinen Berufswechsel nie bereut. „Ich mache den Job einfach gerne. Wir haben in den Bahnen immer noch Kontakt zu den Kunden und diese können uns über die Schulter schauen. Die Kinder winken uns von draußen zu. Das macht wirklich Spaß. Wir fahren bei der AVG mit den Zweisystem-Bahnen sowohl Straßenbahn als auch Eisenbahn. Und das beides zusammen macht den Beruf so wahnsinnig interessant“, erklärt Dietz.

Der Verein Allianz pro Schiene richtet den Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ seit 2011 aus. Die Allianz pro Schiene ist ein Bündnis zur Förderung des umweltfreundlichen Schienenverkehrs in Deutschland. In dem Bündnis haben sich mehr als 20 Non-Profit-Organisationen zusammengeschlossen. Hierzu zählen unter anderem Umweltverbände wie BUND, NABU oder Deutsche Umwelthilfe sowie der Fahrgastverband Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland, Bahngewerkschaften oder auch mehrere Hochschulen.

Ein Video zu Jochen Dietz gibt es auf dem Youtube-Kanal der Allianz pro Schiene.